Freitag, 2. Dezember 2011

Filmkritik: Buried


Filmkritik


Buried
by Rodrigo Cortés (2010)
Man nehme eine alte Holzkiste, einen sympathischen kanadischen Schauspieler und einen Regisseur mit einer Vison - und man erhält ein psychisches "Kammerspiel" der etwas anderen Art. Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas von diesem Film gehört. Er schien wohl vor allem in den USA und Spanien gelaufen zu sein - hierzulande nur eingeschränkt in ausgewählten Kinos. Beachtlich ist das geringe Budget mit dem man dabei auskam. Lediglich 3 Mio. $ wurden aufgewendet. Dies verwundert nicht, da hier keinerlei Kulissen und Nebenschauspieler benötigt wurden. Dahingegen wurden ca. 18 Mio. $ weltweit eingespielt. Somit lässt sich also schon von einem kommerziellen Erfolg sprechen.

Auch der Regisseur ist mir bis dato nie ins Auge gefallen. Es scheint wohl erst sein 2. Spielfilm zu sein. Vorher beschäftigte er sich ausschließlich mit dem Dreh von Kurzfilmen. Allerdings schien sein erster Film (The Contestant) ein Stück weit ein Erfolg zu sein. Interessant ist, dass die Premiere von Buried auf dem Sundance Film Festival stattfand. Auch hier schienen die Kritiker begeistert zu sein. Also alles in allem ein recht brauchbarer Regisseur dem Anschein nach.

Wie so oft, war ich anfangs doch recht skeptisch. 90 min mit einem Kerl der eingegraben in einer Kiste liegt, klingt jetzt nicht unbedingt nach Hochspannung... oder??? Ich konnte mir jedenfalls nicht vorstellen, wie man die Zeit nur rein damit ausfüllen soll, ohne das es in die Langeweile abdriftet. Aber nun ja, was kauft man nicht alles, wenn es im Angebot ist ;-)).

Der Film beginnt jedenfalls direkt damit, dass der Bildschirm einfach schwarz bleibt. Dachte erst die Blu Ray hat einen Schlag weg, aber nein nach kurzer Zeit tut sich doch was und man wird sich schnell der Lage des Protagonisten gewahr, welcher im Schein seines Zippos seine neue Behausung in Augenschein nimmt.
Gefangen in einer manngroßen Holzkiste... irgendwo im Irak. Für jeden Menschen die Horrorvorstellung schlechthin - lebendig begraben. Nach und nach erfährt man einige Details. Der Truckfahrer Paul Conroy (Ryan Reynolds) und sein Konvoi wurden attackiert, viele seiner Kollegen getötet. An mehr kann er sich nicht mehr erinnern, denn er ist erst wieder in seiner Kiste aufgewacht, die als sein Sarg angedacht ist. Nun beginnt eine Zeit des Bangens und des Mitfühlens mit Ryan Reynolds. Bald findet er ein Telefon, seine Möglichkeit, Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen. Welche Erfahrungen er dabei macht, würden jeden normalen Menschen verzweifeln lassen. Warum er unter der Erde noch so einen guten Handyempfang hat, wird wohl ein kleines Rätsel bleiben. Man erfährt zwar zu keinem Zeitpunkt wie tief die Figur tatsächlich begraben liegt, dennoch halte ich dies für ein wenig unglaubwürdig. Aber wollen wir mal nicht so kleinlich sein, ohne Handy wäre der Film doch viel zu schnell zu Ende. So folgen einige spannende sowie groteske Telefonate zum Beispiel mit der amerikanischen Regierung. Unter anderem wird Reynolds gefragt: "Wie lautet ihre Sozialversicherungsnummer?" oder er hört "Wir verhandeln nicht mit Terroristen!" und noch andere sonderbare Aussagen, während er von Sekunde zu Sekunde weniger Sauerstoff zur Verfügung hat. Das traurige daran ist eigentlich, dass der Inhalt dieser Gespräche gar nichtmal so abwegig ist.

Auch einige kleine Überraschungen und Wendungen sind im Film enthalten, die mich die ganze Zeit über gefesselt haben. Wie gesagt, ich hätte nie für möglich gehalten, dass die überhaupt möglich ist. Nur ein Mann in einer Kiste und zwischen seinem 90 minütigen Überlebenskampf gegen das Ersticken und seiner immer wieder aufkeimenden Hoffnung doch noch gefunden und aus seiner Situation errettet zu werden. Es war tatsächlich eine mehr als gute Entscheidung, den Film rein aus der Perspektive des Opfers zu zeigen. Keine Einblendungen von einer verzweifelten Frau, die zu Hause darauf wartet, dass ihr Mann nach Hause kommt und dann von einem Mann in Anzug die traurige Nachricht erhält. Kein Regierungsbeamter hinter seinem Schreibtisch. Keine Bilder der Täter, welche planen, was sie denn nun tun sollen. Nein, nichts von alledem. Rodrigo Cortéz begnügt sich damit lediglich die Kiste zu zeigen. Damit schafft er es den Zuschauer in die Situation hineinzuziehen und es wirkt einfach nachvollziehbarer. Lediglich über das Telefon sollte der Kontakt nach außen hergestellt werden können.

So entwickelt sich also eine spannende Story. Im Mittelpunkt ein grandioser Ryan Reynolds, dem es allein zu verdanken ist (na klar, einen anderen Schauspieler gibt es ja auch nicht ;-)), dass der Film ist was er ist. Eine absolut positive Überraschung für mich. Und das Ende wird jedem Einzelnen den Atem stocken lassen. Wirklich unfassbar!


Fazit:

Mit Buried ist ein beklemmender Film entstanden, der den Zuschauer mitten in die Situation hineinzieht. Da eben keine anderen Handlungsorte gezeigt werden, ist man stets
nah am Protagonisten. Der Film lebt zu 90% von seiner Spannung und zu 10% von der Absurdität der Gespräche, weswegen ich denke, dass man sich den Film nicht so oft nochmals ansehen wird. Aber für mich ist dies ganz klar ein Tipp, für all jene die mit so einer Art Film etwas anfangen können. Ist wahrscheinlich nicht unbedingt jedermanns Sache.
Aber auf jeden Fall ein außergewöhnlicher Film mit einem Ryan Reynolds in bestechender Form!



Gesamt: 72/100



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